13.06.2016Sonstiges

Schiffsfonds Krise, Insolvenz – Auch im März kein Land in Sicht für viele Schiffsfonds

Obwohl die Temperaturen im März allmählich ansteigen, wird das Klima für die Schiffsfonds immer frostiger. In den letzten Monaten häuften sich die Berichte über Schiffsfonds, die insolvent wurden, die keine Ausschüttungen an die Anleger zahlten oder die sanierungsbedürftig wurden. Diese Meldungen werden auch weiterhin nicht abreißen. Die Onlineausgabe des Manager Magazins berichtet am 01.03.2012 von weiteren „merkwürdigen Usancen der Branche“. Die Anleger der Schiffsfonds und die finanzierenden Banken sind immer weniger bereit, in finanzielle Nöte geratene Schiffsfonds zu unterstützen. Diese Haltung wird durch die Ungereimtheiten, über die das Manager Magazin berichtet, bestimmt nicht geändert.

Missstände bei den Schiffsfonds

Der Schiffsfonds MS Lehmann Forester des Elbe Emissionshauses wird als besonders drastisches Beispiel für die Fehlentwicklungen der Schifffahrtsbranche dargestellt. Der Fonds ist seit 2010 insolvent. Jetzt kommt in einem Gutachten ans Licht, dass das Schiff des Fonds, die MS Lehmann Forester, im Prospekt viel moderner und leistungsfähiger dargestellt wurde als das Schiff tatsächlich ist. Ein Gutachten kommt jetzt zu dem Schluss, dass das Schiff in der aktuellen Ausrüstung als Containerschiff ungeeignet sei und dass die tatsächliche Ladekapazität erheblich von den Prospektangaben abweiche. Für die Anleger des Schiffsfonds EEH MS Lehmann Forester ist das Gutachten die große Chance, dass sie sich doch noch verlustfrei von dem insolventen Schiffsfonds lösen können.

Vorfälle wie dieser um den Schiffsfonds EEH MS Lehmann Forester zeigen, wie tief die Schiffsfondsbranche gesunken ist. Einst brachten Schiffsfonds die deutschen Handelsflotte an die Weltspitze und heute jagte eine Hiobsbotschaft über Schiffsfonds die nächste. Kein gutes Omen für eine milliardenschwere Branche, an der Banken, Fondshäuser, Reedereien und auch Finanzdienstleister üppig verdienten. Insgesamt wurde die unvorstellbare Summe von 30 Mrd. Euro in 1.800 Frachter, Bulker, Tanker und vor allem Containerschiffe gesteckt. Die Privatanleger sollen mittels der Schiffsfonds rund 20 % aller Containerschiffe weltweit finanziert haben.

Anleger der Schiffsfonds verlieren Vertrauen

Trotz dieser beeindruckenden Zahlen sind Schiffsfonds bei weitem nicht mehr so beliebt wie zu Anfang und Mitte des letzten Jahrzehnts und neu aufgelegte Schiffsfonds finden schwerer Anleger für ihre Projekte. Wendepunkt für die Entwicklung weg vom Anlegermagneten und hin zum Sorgenkind war die Finanzkrise, die 2008 begann. Da der Transportbedarf wegen des Konjunktureinbruchs nun nicht mehr stetig anstieg, rächten sich die optimistischen Kalkulationen der Fondshäuser. Viele Schiffsfonds gerieten in finanzielle Engpässe, da ein Überangebot an Transportkapazität einer stagnierenden Nachfrage gegenüber stand. Die Leidtragenden waren die Anleger, die auf Ausschüttungen verzichten und manchmal sogar den Totalverlust ihres eingesetzten Kapitals hinnehmen mussten.

Aber auch weitere Faktoren trugen zur zunehmenden Unbeliebtheit der Schiffsfonds bei. Die Geschäftsstrategie, mit der Fondshäuser den Geldhahn der Investoren öffnen wollten, stieß auf wenig Gegenliebe bei den Anlegern. Beispiel HCI. Das Emissionshaus lobte Provisionen für den Fall aus, dass Vertriebsmitarbeiter frisches Kapital für die Sanierung der MS Vogerunner organisieren konnten. Die Anleger des Schiffsfonds waren von dieser Strategie nicht angetan. Sie vermuteten, dass ein Teil des Geldes nicht in die Rettung des Schiffs fließen sollte, sondern in die Taschen von Vertriebsmitarbeitern. Zwar strich HCI die Provisionen später wieder, aber das Image der Schiffsfonds hatte bereits weiteren Schaden erlitten.

Erneuter Einbruch auf dem Schifffahrtsmarkt

Das Vertrauen der Anleger benötigen aber jene Schiffsfonds, die sich in finanziellen Engpässen befinden. Und nach Einschätzung von Experten werden 2012 voraussichtlich 800 Schiffsfonds finanzielle Unterstützung benötigen. Grund dafür ist, dass der Schiffstransportmarkt mit neuen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Zwei der größten Linienreedereien der Welt scheinen einen Verdrängungswettbewerb auszufechten. Mit schlimmen Folgen für die Schiffstransportbranche. Die Charterraten sanken nach Angaben der Deutschen Fondsresearch seit Beginn des Jahres 2012 um 50 %. Neben dem Konkurrenzkampf dürfte auch das (von Schiffsfonds finanzierte) Überangebot an Schiffskapazität zu dem Preissturz beigetragen haben. Vermeintlich günstige Fremdwährungskredite, die wegen des Kurshochs des japanischen Yens und des Schweizer Franken sich in finanzielle Belastungen verwandelten, machen einigen Schiffsfonds zu schaffen.

Nicht nur der Transportmarkt sorgt für Gegenwind für die Schiffsfonds. Auch die finanzierenden Banken sind nicht länger bereit, Schiffsfonds ohne weiteres finanziell zu unterstützen. Da die Banken in den letzten Jahren verpflichtet wurden, ihre eigenen Finanzen zu stabilisieren, verlangen sie von Schiffsfonds mehr Sicherheiten und mehr Eigenkapital als früher. Eigenkapital, das die Schiffsfonds wegen des verlorenen Vertrauens der Anleger immer schwerer beschaffen können. Einige Schiffsfonds bekamen die neue Kreditpolitik der Banken bereits zu spüren. Der Schiffsfonds OwnerShip Feeder Duo wurde deutlich aufgefordert, dem möglichen Notverkauf der Schiffe des Fonds zuzustimmen.

Eines ist sicher, die Schiffsfonds werden nicht weiter auf die bisherigen Rezepte setzen können. Das zeigt die aktuelle Krise deutlich. Die Emissionshäuser gehen davon aus, dass der Schiffsfonds nicht vollständig vom Markt verschwinden wird. Veränderungen wird es aber geben (müssen). Der bevorstehenden Regulierung der Branche könnten nach Einschätzung des Geschäftsführers des Verbands Geschlossener Fonds kleinere Emissionshäuser zum Opfer fallen. Auch die Rolle der Privatanleger könnte sich ändern.

Die Aussichten für die Anleger der Schiffsfonds

Jenen Anlegern, deren Schiffsfonds sich aktuell in finanzielle Nöte befinden, nützt die Selbsterkenntnis der Branche nichts. Für sie besteht die konkrete Gefahr, dass sie ihr eingesetztes Kapital verlieren können. Angesichts der eher trüben Aussichten für die nähere Zukunft, in der 800 Schiffsfonds in ernsthafte Schwierigkeiten geraten könnten, tragen sich viele Anleger mit dem Gedanken, sich von ihren Beteiligungen zu lösen. Wege zum Ausstieg können im Rahmen einer rechtlichen Überprüfung der Fondsbeteiligung ausgelotet werden.

In der Beratung der Schiffsfondsanleger zeigte sich immer wieder, dass Banken und Anlageberater es versäumten, auf Risiken und den unternehmerischen Charakter der Schiffsfonds hinzuweisen. Oder sie verschwiegen, dass sie bei der erfolgreichen Vermittlung der Beteiligung von den Fondshäusern Provisionen erhielten. Das sind Beispiele für eine Anlageberatung, die weder anlegergerecht ist noch anlagegerecht ist. Im Fall einer solchen Falschberatung bestehen gute Chancen, dass die Anleger ihre Beteiligungen rückabwickeln können und Schadensersatz von Banken oder Anlageberatern fordern können. Anleger, die schon Probleme mit ihrem Schiffsfonds haben und Anleger, die befürchten, dass ihr Schiffsfonds in den Sog der Krise geraten könnte, sollten nicht zögern, sich an einen im Kapitalanlagenrecht tätigen Rechtsanwalt zu wenden, um ihre Schiffsfondsbeteiligung überprüfen zu lassen.