17.09.2019Abgasskandal

VW Skandal - Anwälte der Musterfeststellungsklage informieren: ganz überwiegende Anzahl der Instanzgerichte (auch OLG) verurteilen VW zu Schadensersatz bzw. kündigt dies an

Im VW Abgasskandal verweist Volkswagen AG immer wieder darauf, dass die überwiegende Anzahl der Verfahren vor den Oberlandesgerichten zugunsten der Volkswagen AG bzw. der Händler ausgehen würden. Offensichtlich bezieht dabei VW Verfahren gegen die Händler aus dem Kaufrecht mit ein, was jedoch für die Musterfeststellungsklage keine Rolle spielt. Maßgeblich ist alleine, welche Gerichte zugunsten bzw. zulasten der Volkswagen AG entschieden haben. Die Volkswagen AG versucht ein falsches Bild dadurch zu zeichnen, dass auch Urteile zugunsten der Händler mit in die Statistik einbezogen werden.

Die Universität Regensburg unter Professor Dr. Michael Heese wertet in dem "Projekt Dieselskandal: Herstellerhaftung" fortlaufend die Rechtsprechung im Dieselskandal aus. Auf der Homepage unter: https://www.uni-regensburg.de/rechtswissenschaft/buergerliches-recht/heese/projekt-dieselskandal/index.html kommt die Universität Regensburg zu dem folgenden Ergebnis (Stand: 12.09.2019):

"Die ganz überwiegende Mehrzahl der Instanzgerichte, darunter die Oberlandesgerichte Köln, Karlsruhe, Koblenz und Hamm, verurteilt die Volkswagen AG und andere Hersteller auf Schadensersatz. Auch die Oberlandesgerichte Oldenburg, Celle, Stuttgart und München sowie das Berliner Kammergericht haben in Hinweisbeschlüssen bzw. Verfügungen angekündigt, dass die Hersteller auch vor diesen Oberlandesgerichten unterliegen werden."

Es ist zu erwähnen, dass auch das Oberlandesgericht Schleswig-Holstein eine Verurteilung in einem Hinweisbeschluss in Aussicht gestellt hat.

Nach Auskunft der Universität Regensburg hat bisher lediglich das Oberlandesgericht Braunschweig mit Urteil vom 19. Februar 2019, 7 U 134/19 eine typische Klage (Normalfall einer Klage wegen des Motors EA 189) gegen die Volkswagen AG abgewiesen. Dieses Verfahren ist anhängig in der Revision beim Bundesgerichtshof.

Zu berücksichtigen ist außerdem, dass die Volkswagen AG zahlreiche Berufungen vor verschiedenen Oberlandesgerichten zurückgenommen hat, weil eine Verurteilung drohte. VW hat also bewusst weitere Entscheidungen der Oberlandesgerichte verhindert.

Die Rechtsanwälte der RUSS Litigation Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, unter der Führung der Rechtsanwälte Prof. Dr. Marco Rogert, Dr. Ralf Stoll, Tobias Ulbrich und Ralph Sauer, die den Termin der Musterfeststellungsklage am 30.09.2019 für den VZBV in Braunschweig wahrnehmen und die Musterfeststellungsklage führen, teilen mit: "Wie die Universität Regensburg zu Recht feststellt, gehen fast alle Oberlandesgerichte davon aus, dass die Volkswagen AG Schadensersatz schuldet. Das Oberlandesgericht Braunschweig wird erklären müssen, warum es bisher alleine auf weiter Flur steht. In den letzten Monaten sind immer mehr Urteile zugunsten der Geschädigten vor den Oberlandesgerichten ergangen. In vielen Fällen kam es jedoch nicht zu Urteilen, weil VW vor einem möglichen Urteil die Berufung einfach zurückgenommen hat. Wenn VW versucht, ein falsches Bild in der Öffentlichkeit zu zeichnen, geht dies ersichtlich fehl. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Rechtsprechung spricht eindeutig gegen die Volkswagen AG."

Die Musterfeststellungsklage wird von der Kanzlei RUSS Litigation Rechtsanwaltsgesellschaft mbH für den VZBV geführt. Bei dieser Kanzlei handelt es sich um einen Zusammenschluss der Rechtsanwälte Dr. Ralf Stoll und Ralph Sauer von der Kanzlei Dr. Stoll & Sauer Rechtsanwaltsgesellschaft mbH sowie der Rechtsanwälte Prof. Dr. Marco Rogert und Tobias Ulbrich der Kanzlei Rogert & Ulbrich. In dem Termin vor dem Oberlandesgericht Braunschweig am 30.09.2019 wird der VZBV von der RUSS Litigation Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, vertreten durch die Rechtsanwälte Dr. Ralf Stoll, Ralph Sauer, Prof. Dr. Marco Rogert und Tobias Ulbrich vertreten. Bei all diesen Anwälten handelt es sich um sehr erfahrene Prozessanwälte, die in der Vergangenheit zehntausende Verfahren zugunsten von Verbrauchern geführt haben. Alleine im Abgasskandal haben die Kanzleien Dr. Stoll & Sauer Rechtsanwaltsgesellschaft mbH und die Kanzlei Rogert & Ulbrich zusammengerechnet bereits mehr als 20.000 Gerichtsverfahren bundesweit als Einzelklagen eingereicht. Beide Kanzleien haben zahlreiche Urteile zugunsten der Geschädigten erstritten und somit den Weg bereitet für Schadensersatz gegen VW. Für Geschädigte, die sich nicht an der Musterfeststellungsklage beteiligen und stattdessen eine Einzelklage einreichen wollen, sind die Kanzleien Dr. Stoll & Sauer Rechtsanwaltsgesellschaft mbH und Rogert & Ulbrich Rechtsanwälte daher die richtigen Ansprechpartner.

Folgende Rechtsprechung vor den Oberlandesgerichten zulasten der Volkswagen AG ergibt sich aus der Übersicht der Universität Regensburg:

- OLG Köln: § 826 BGB o Beschl. v. 3.1.2019 - 18 U 70/18, BeckRS 2019, 498 = juris = MDR 2019, 222 = NZV 2019, 249 = DAR 2019, 204 (rechtskräftig). o Urt. v. 17.7.2019 - 16 U 199/18, BeckRS 2019, 20644 (rechtskräftig). o Urt. v. 6.6.2019 - 24 U 5/19, BeckRS 2019, 13405 (obiter dictum Rn. 35). o Hinweisbeschl. v. 16.7.2018 - 27 U 10/18, BeckRS 2018, 24255. o Hinweisbeschl. v. 29.11.2018 - 18 U 70/18, BeckRS 2018, 36568 = juris. o Hinweisbeschl. v. 1.3.2019 - 16 U 146/18, BeckRS 2019, 5545. o Hinweisbeschl. v. 29.4.2019 - 16 U 30/19, BeckRS 2019, 11997. o Hinweisbeschl. v. 17.6.2019 - 15 U 3/19, BeckRS 2019, 16877. o Hinweisbeschl. v. 27.6.2019 - 27 U 14/19, BeckRS 2019, 15507. o Hinweisbeschl. v. 1.7.2019 - 27 U 7/19, BeckRS 2019, 13560.

- OLG Karlsruhe: § 826 BGB o Urt. v. 18.7.2019 - 17 U 160/18, BeckRS 2019, 14948 = WM 2019, 1510 (nicht rechtskräftig, Revision beim BGH anhängig unter Az. VI ZR 292/19). o Hinweisbeschl. v. 5.3.2019 - 13 U 142/18, BeckRS 2019, 3395 = juris = WM 2019, 881 = ZIP 2019, 863 = DAR 2019, 266 = ZVertriebsR 2019, 178 o Hinweisbeschl. v. 22.8.2019 - 17 U 257/18, BeckRS 2019, 18710. o Hinweisbeschl. v. 22.8.2019 - 17 U 294/18, BeckRS 2019, 18702.

- OLG Koblenz: § 826 BGB o Urt. v. 28.8.2019 - 5 U 1218/18, BeckRS 2019, 20653 (unter Ablehnung des gegenteiligen obiter dictum zur Sittenwidrigkeit des 1. Senats des OLG Koblenz, Urt. v. 6.6.2019 - 1 U 1552/18, BeckRS 2019, 11361 = NJW 2019, 2246). o Urt. v. 12.6.2019 - 5 U 1318/18, BeckRS 2019, 11148 = juris = NJW 2019, 2237 = NZV 2019, 471 (nicht rechtskräftig, Revision beim BGH anhängig unter Az. VI ZR 252/19).

- OLG Hamm: § 826 BGB o Urt. v. 10.9.2019 - 13 U 149/18, BeckRS 2019, 20495 = juris (nicht rechtskräftig).

- OLG Stuttgart: § 826 BGB o Urt. v. 30.7.2019 - 10 U 134/19, BeckRS 2019, 17247 = juris = WM 2019, 1704: § 826 BGB für den Fall der im VW-Motor EA 189 eingesetzten "Umschaltlogig" (obiter dictum). o Sitzungsprot. v. 20.5.2019 - 4 U 18/19 (unveröffentlicht).

- OLG Oldenburg: § 826 BGB o Hinweisbeschl. v. 5.12.2018 - 14 U 60/18, BeckRS 2018, 37436 = juris = MDR 2019, 548.

- OLG Celle: § 826 BGB o Hinweisbeschl. v. 1.7.2019 - 7 U 33/19, BeckRS 2019, 14988 Rn. 16 = juris.

- OLG München: § 826 BGB o Verf. v. 4.7.2019 - 18 U 4761/18, BeckRS 2019, 16812. o Beschl. v. 29.8.2019 - 8 U 1449/19, BeckRS 2019, 19592 Rn. 27, 72 (obiter dictum).

- Kammergericht Berlin: § 826 BGB o Verf. v. 29.7.2019 - 4 U 70/19 (unveröffentlicht).