Anleihe, Bond, Schuldverschreibung, Mittelstandsanleihe

Bei einer Anleihe (Bond, Schuldverschreibung) handelt es sich um festverzinsliche, langfristige Schuldverschreibungen. Die Laufzeit kann unterschiedlich geregelt werden und beträgt meist 5 bis 30 Jahre oder ist sogar unbegrenzt. Die Anleihe verbrieft ein Recht auf Rückzahlung des hingegeben Betrages und Zinsen als Entgelt für die Hingabe des Betrages. Im Insolvenzfall hat eine Anleihe Vorrang vor anderen Forderungen. Für das emittierende Unternehmen (Emittent) stellt die Ausgabe von Anleihen die Beschaffung von Fremdkapital dar. Für die Unternehmen hat diese Art der Finanzierung den Vorteil, dass sie zumindest teilweise unabhängig von Krediten einer Bank sind. Eine Anleihe stellt also einen Kredit von dem Investor an das Unternehmen dar und ist ein Instrument der langfristigen Kreditfinanzierung. Anders als Aktionäre, die Miteigentümer der Aktiengesellschaft sind, sind die Anleihegläubiger lediglich Gläubiger der Forderung aus der Schuldverschreibung.

Die Anleihefinanzierung ist heute geprägt durch hohe Emissionsvolumina, was zur Folge hat, dass die Ausgabe von Anleihen professionell betreut werden muss. Der Gesamtbetrag der Anleihe wird meist in Teilschuldverschreibungen zerlegt, die dann an der Börse gehandelt werden. Ein Anleger benötigt ein Wertpapierdepot, da die Bank andernfalls die Wertpapiertransaktion nicht durchführen kann. Früher gab es zwar Anleihen in gedruckter Form als Wertpapiere, dies wurde jedoch aus Vereinfachungsgründen weitgehend abgeschafft. Vielmehr wird heute der gesamte Anleihebetrag in einer Sammelurkunde verbrieft. Dort wird dann vermerkt, welcher Anteil dem jeweiligen Anleger zusteht.

In den Anleihebedingungen werden oft einseitige Kündigungsrechte des Unternehmens geregelt, was für den Anleihegläubiger nachteilhaft sein kann. Bekommt er einen günstigen Zinssatz, kündigt das Unternehmen, wenn das Geld anderweitig billiger beschafft werden kann. Der Anleihegläubiger muss dann von der Anleihe Abstand nehmen und sein Geld möglicherweise zu einer schlechteren Rendite anlegen.

In den Anleihebedingungen sind neben den Kündigungsrechten auch weitere Einzelheiten geregelt: die Laufzeit, der Zinssatz auch Kupon genannt, etc. Insbesondere der Zinssatz ist eine wesentliche Modalität, die für den Anleihegläubiger das wesentliche Argument der Investition ist. Dieser Zinssatz kann festverzinslich oder periodisch sein. Bei einer festverzinslichen Anleihe bleibt der Zins über die Laufzeit immer gleich. Bei einer nicht festverzinslichen Anleihe verändert er sich während der Laufzeit entsprechend den Anleihebedingungen. Es gibt auch strukturierte Anleihen, bei denen sich die Zinszahlungspflicht oder auch sogar die Tilgungspflicht nach verschiedenen Basiswerten, wie z.B. Aktienindizes, richten.

Als Emittenten kommen Unternehmen und die öffentliche Hand in Betracht. In den letzten Jahren wurde die Anleihe für Unternehmen immer attraktiver als Finanzierungsmittel statt Bankkredite. Insbesondere Mittelstandsanleihen, also eine  (Teil-)Schuldverschreibung eines mittelständischen Unternehmens, drängen immer mehr auf den Markt und werden bei Anlegern beliebter. Daneben kommen aber insbesondere die öffentliche Hand und Banken für die Emission einer Anleihe in Frage. Bekannt sind die Anleihen des Bundes, mit denen dieser sich Geld beschaffen kann, um den Staatshaushalt zu finanzieren. Bundesschatzbrief, Staatsanleihe, Bundesobligation, Bundesanleihe, Finanzierungsschatz, Bundesschatzanweisung waren bzw. sind beliebte Anlageformen und gelten aufgrund der guten Bonität der BRD als sicher. Lediglich bei den Zinsen könnte ein Risiko bei Bundesanleihen bestehen. Anleihen sind also, soweit sie von der öffentlichen Hand oder Banken ausgegeben werden, weitgehend sichere Anlagen. Dies wurde jedoch in den letzten Jahren getrübt von der Bankenkrise und der drohenden Zahlungsunfähigkeit verschiedener Staaten. Gerade Anleihen von Griechenland, Argentinien, Spanien, Portugal oder Irland sind risikobehaftet. Dies wirkt sich auf die Höhe des Zinses aus.

Im Gegenzug dazu besteht bei Anleihen von Unternehmen ein Totalverlustrisiko. Insbesondere die Anleihen des Mittelstandes beinhalten ein erhebliches Risiko für die Anleger. Ein Anleger trägt das Bonitätsrisiko, also das Risiko der Zahlungsfähigkeit, des Unternehmens. Ist das Unternehmen nicht in der Lage, die Anleihe zurückzubezahlen, droht ein Verlust des Anleihekapitals. Es verhält sich bei der Anleihe ähnlich wie bei einem Kredit, der nicht zurück gezahlt werden kann. Anleger dachten in den letzten Jahren oft: Der Mittelstand in Deutschland ist sicher und von daher sind Mittelstandsanleihen genauso sicher. Dem ist aber nicht so. Anleger, die eine sichere Anlage wünschen, sollten daher auf Mittelstandsanleihen setzen.

Auch Banken emittieren Anleihen in Form von Bankschuldverschreibungen. Dabei sind verschiedene Anleihen möglich. Sogenannte Pfandbriefe sind Anleihen, die von einer Pfandbriefbank begeben werden. Neben der Bonität der Bank steht hier zur Absicherung die Darlehensforderung der Bank, die durch Hypotheken abgesichert ist oder es handelt sich um Forderungen gegen die öffentliche Hand. Daneben sind auch Anleihen von Spezialkreditinstituten möglich. Diese Bankanleihen gelten ebenfalls als ausfallsicher, auch wenn im Jahre 2008 zahlreiche Schuldverschreibungen durch die Insolvenz der Bank Lehman Brothers einen Totalverlust erleiden mussten.

Der Börsenkurs kann je nach Marktumfeld schwanken. Auf die ursprüngliche Anleihe hat der Börsenkurs jedoch keinen Einfluss, da die Rückzahlungsbedingungen in den Anleihebedingungen festgelegt sind.

Eine Anleihe eines Unternehmens, insbesondere des Mittelstandes, birgt erhebliche Gefahren in sich. Experten raten Privatanlegern davon ab, da die Lage des mittelständischen Unternehmens, welches die Anleihe emittiert hat, von einem Privatanleger kaum überblickt werden kann. Anleger, die durch eine Anleihe Verluste erlitten haben oder von einer Bank falsch beraten wurden und so Verluste erleiden mussten, sollten sich an einen Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht wenden. Auch bei einer Anleihe bestehen Aufklärungspflichten über die Risiken.

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