13.06.2016Sonstiges

Discountzertifikate

Discountzertifikate verdienen ihren Namen dadurch, dass Anleger einen Rabatt (Discount) auf den aktuellen Kurs des dem Zertifikat zugrunde liegenden Basiswerts erhalten und so – im Vergleich zu einem Direktinvestment – günstiger auf den aktuellen Kurs einsteigen. Der Preisnachlass dient als Sicherheitspuffer, denn es drohen solange keine Verluste, wie Kursrückgänge nicht über den Discount hinaus entstehen. Im Gegenzug für diesen Vorteil verzichten Anleger auf Dividendenausschüttungen und begrenzen ihre Gewinnmöglichkeiten durch eine obere Kursbegrenzung (Cap).

Discountzertifikate bieten durch den Preisabschlag zum aktuellen Kurswert vor allem in Seitwärtsmärkten mit hohen Volatilitäten attraktive Renditechancen. Je nach Rendite-Risiko-Neigung können dabei verschiedene Anlagestrategien verfolgt werden, wobei die Höhe des Sicherheitspuffers die der Rendite beeinflusst. Als Faustformel gilt: Je höher der Discount, desto niedriger das Cap und damit die maximale Rendite.

Anleger, die eine chancenorientierte Anlagestrategie betreiben, wählen Cap und Discount entsprechend dem erwarteten Kursverlauf. Geht man beispielsweise bei einem Aktienkurs von 100 EUR von einem Kursverlauf zwischen 90 und 120 EUR aus, böte sich an, das Zertifikat mit einem Discount von 10 EUR (10%) und einem Cap bei 120 EUR zu erwerben. Der geringe Sicherheitspuffer würde sich in diesem Fall durch die Chance auf eine Rendite von maximal 33,33 % auszahlen.

Wählt man dagegen eine defensive Anlagestrategie, müsste ein entsprechend höherer Sicherheitspuffer gewählt werden, etwa bei 35%. Konservative Discountzertifikate zeichnen sich durch einen Cap unterhalb des aktuellen Aktienkurses aus, die maximale Rendite ist entsprechend gering. Je nach Wahl des Caps liegt die Rendite aber deutlich über dem Marktzinsniveau.

Classic Variante

Das klassische Discountzertifikat hat in der Regel eine Laufzeit von bis zu 24 Monaten. Wird zum Laufzeitende der festgelegte Cap nicht erreicht, erfolgt die Rückzahlung durch Lieferung der zugrunde liegenden Aktie. Besteht der Basiswert aus einem Index, wird entweder das entsprechende Unlimited Indexzertifikat geliefert oder der Anleger entsprechend dem Bezugsverhältnis in bar ausgezahlt. Wird dagegen die maximale Rendite des Discountzertifikats erzielt, erfolgt die Rückzahlung in bar.

Plus Variante

Das Discountzertifikat Plus zeichnet sich durch ein Mehr an Sicherheit gegenüber einem reduzierten Discount aus. Deutlich unterhalb des Caps gibt es eine weitere Kursschwelle. Wird diese vom Kurs des Basiswerts bis zum Laufzeitende nie berührt oder durchbrochen, wird in jedem Fall der Höchstbetrag ausgezahlt. Die Renditechancen werden durch die zweite Schwelle auf diese Weise noch erhöht, da selbst wenn der Basiswertkurs unterhalb des Caps notiert, der Höchstbetrag fällig wird. Nur wenn der Basiswert die Kursschwelle berührt hat und unterhalb des Caps abschließt, erfolgt die Rückzahlung durch Lieferung der Aktie bzw. des Unlimited Indexzertifikats oder entsprechend dem Bezugsverhältnis in bar.

PlusPro Variante

Gegenüber der Plus Variante bietet das Discountzertifikat PlusPro eine zusätzliche Komponente: Die zweite Kursschwelle ist in einem verkürzten Betrachtungszeitraum aktiv, der für die Rückzahlung relevant ist. Wird die Kursschwelle in diesem Zeitraum weder berührt noch unterschritten, erhalten Anleger den Höchstbetrag, so als hätte der Basiswert auf oder über dem Cap abgeschlossen. Der Höchstbetrag gerät nur dann nicht zur Auszahlung, wenn der Basiswert die Kurschwelle im verkürzten Betrachtungsraum berührt hat und am Laufzeitende unterhalb des Caps schließt.

Unlimited Rolling Variante

Diese Variante bietet für Anleger den Vorteil, auf Dauer in Discountzertifikate investieren zu können, da keine Laufzeitbegrenzung existiert. Ansonsten unterscheiden sie sich nicht vom klassischen Discountzertifikat. Damit Anleger immer „up to date“ bleiben, passen sich die Zertifikate entweder in Monats- oder im Wochenrhythmus veränderten Marktverhältnissen automatisch an. Das gewählte Risiko-Renditeprofil bleibt dadurch langfristig erhalten. Anleger können zwischen zwei Varianten wählen: Entweder es wird ein variabler Cap bestimmt, der sich entsprechend den aktuellen Volatilitäten so anpasst, dass eine bei Emission definierte Maximalrendite erzielt wird, oder der Cap wird konstant auf einem bestimmten prozentualen Niveau gehalten.

Handlungsmöglichkeiten für Anleger

Anleger von Discountzertifikaten haben teilweise erhebliche Risiken bei der Anlage. Es be-steht das Risiko eines Totalverlusts, was z.B. bei Lehman Zertifikaten nahezu eingetreten ist. Deshalb müssen Anleger genau über die Funktionsweise und die Risiken aufgeklärt werden. Ist dies einmal nicht geschehen, schuldet die Bank unter Umständen Schadensersatz. Die Dr. Stoll & Kollegen Rechtsanwaltsgesellschaft mbH empfiehlt Anlegern, sich in einem solchen Fall an einen Rechtsanwalt im Anlagerecht zu wenden und sich beraten zu lassen.