13.06.2016Sonstiges

MPC Capital vor dem Abgrund? Emissionshaus ist von Insolvenz bedroht

AKTUELL 02.01.2013 - Restrukturierung beschlossen
In einer Pressemitteilung vom 28.12.2012 teilt das Emissionshaus MPC Capital mit, dass "mit allen involvierten Finanzierungs- und Geschäftspartnern eine umfassende Restrukturierung abschließend vereinbart" werden konnte. Dem Unternehmen wird demnach von Eventualverbindlichkeiten in Höhe von 790 Mio. Euro enthaftet und Finanzschulden in Höhe von rund 70 Mio. Euro werden dauerhaft erlassen. Das Emissionshaus hatte zuvor wegen einer möglichen finanziellen Überbelastung für Furore gesorgt.

Was bedeutet dieser Schritt nun für die Anleger verschiedener MPC Fonds? Zunächst einmal ist festzuhalten, dass die einzelnen Beteiligungsgesellschaften unabhängig vom Emissionshaus MPC Capital bestehen, da es sich um selbstständige Gesellschaften handelt. Dennoch haben einige Fonds noch finanzielle Forderungen gegenüber MPC Capital, beispielsweise die Schiffsfonds MPC CPO Nordamerika Schiffe 2, deren Platzierungsgarantie noch offen ist. Welche konkreten Pläne hinsichtlich solcher Forderungen geschmiedet wurden, lässt sich der Pressemitteilung nicht entnehmen. Denn es wird nicht mitgeteilt, welche Eventualverbindlichkeiten inwiefern betroffen sind. Vorstellbar ist vieles. Die kommenden Wochen können hier für mehr Klarheit sorgen.

Warnende Schreiben, die Anlegern schlechte Nachrichten wie finanzielle Engpässe, Kapitalforderungen oder die Mitteilung von Schiffsinsolvenzen überbringen, sind in den Jahren 2011 und 2012 nahezu zum Alltag der Schifffahrtskrise geworden. Auch bei anderen Fondsgattungen sind schlechte Neuigkeiten zu einem Dauerbrenner geworden. Dass jedoch große Emissionshäuser ins Wanken geraten, ist eine nicht alltägliche Facette der Schifffahrtskrise – jedoch widerfährt genau dies dem Emissionshaus MPC Capital. Bereits Ende Oktober 2012 berichtete das Manager Magazin (25.10.2012, Onlineausgabe) über das „existenzbedrohendes Problem“ eines millionenschweren Schuldenbergs. Im November warnt der Fondanbieter selbst vor der eigenen Pleite.

0,7 Mrd. Euro Schulden belasten MPC Capital

Der Einbruch des Fondsgeschäfts nach der Finanzkrise mache MPC Capital schwer zu schaffen, da nicht mehr Millionen- oder Milliardenbeträge in die Kassen gespült werden und der Fondsanbieter auf Verbindlichkeiten „sitzen blieb“. In dieser Situation könnten Verbindlichkeiten in Millionenhöhe, die in den kommenden 11 Monaten beglichen werden müssen, sich als Stolperstein erweisen. Das Manager Magazin nennt den Betrag von 738,8 Mio. Euro, die als Eventualschulden neben weiteren Verbindlichkeiten in Höhe von rund 200 Mio. Euro in den Büchern der MPC Capital stünden und spätestens im September 2013 fällig würden.

Rund einen Monat später ist MPC Capital erneut der Gegenstand der Berichterstattung des Manager Magazins. Am 29.11.2012 titelt das Magazin „MPC Capital warnt vor eigener Pleite“. Wenn die Anleger des Schiffsfonds MPC CPO Nordamerika Schiffe 2 nicht auf Forderungen in Höhe von 11 Mio. Euro aus der Platzierungsgarantie gegenüber dem Emissionshaus verzichteten, drohe die Insolvenz des Emissionshauses. MPC Capital fordert die Anleger des Schiffsfonds auf, auf die Erfüllung der Platzierungsgarantie zu verzichten. Auch die Lebensversicherungsfonds MPC Leben Plus VII und MPC Leben Plus spezial VI sollen laut Manager Magazin auf Forderungen verzichten.

Und die Anleger?

Abgesehen von jenen Fonds, welche konkrete Forderungen gegenüber MPC Capital haben, sind die Anleger der verschiedenen weiteren MPC Fonds von den Schwierigkeiten des Emissionshaus‘ nicht sofort unmittelbar betroffen, da es sich bei bestehenden Fonds um rechtlich selbstständige Unternehmen handelt. Über mögliche „Langzeitwirkungen“ kann nur spekuliert werden. Ob die Anleger sich jedoch angesichts konkreter Probleme bei verschiedenen MPC Schiffsbeteiligungen und MPC Lebensversicherungsfonds ausführlich mit der Misere des Fondsanbieters befassen, sei dahin gestellt.

Zusätzlich zu den Problemen des Emissionshauses bereiten Anlegern die konkreten Probleme ihrer Schiffsfonds Sorgen. Beispielsweise benötigen die Schiffsbeteiligungen MPC Reefer Flotte I , MPC Reefer Flotte II und MPC Offen Flotte – MS Santa B Schiffe frisches Kapital. Dass bei vielen weiteren MPC Schiffsfonds die Ausschüttungen für das Jahr 2011 ausfallen, ist angesichts solcher Probleme nahezu „Krisenalltag“. Bei verschiedenen MPC Leben Plus-Lebensversicherungsfonds sind es die in Aussicht gestellten Verluste am Ende der Fondslaufzeit, die den Anlegern Verdruss bereiten.
Die Probleme der Anleger kriselnder Schiffsfonds und Lebensversicherungsfonds können durch spezialisierte Anwälte gelöst werden. Dr. Ralf Stoll, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, hat bei der Beratung zahlreicher Anleger immer wieder eklatante Mängel bei den Anlageberatungsgesprächen feststellen können. Diese reichen von unzureichender Risikoaufklärung über völlig unpassende Empfehlungen bis hin zu nicht überreichten Verkaufsprospekten. In vielen Fällen bestehen daher Schadensersatzansprüche der Anleger gegenüber den damals beratenden Banken oder Anlageberatern. Ob sich bei dem Fondsanbieter MPC Capital in naher Zukunft ähnlich erfolgversprechende Lösungswege für die Schuldenproblematik gefunden werden können, bleibt abzuwarten.