Misstrauen der Anleger ...
Die Fondszeitung beschäftigte sich in der Ausgabe 05/2012 eingehend mit dem Phänomen, dass die Zahl der sanierungsbedürftigen Schiffsfonds ansteigt. Dabei wird zunächst eine unverrückbare Grundvoraussetzung einer gelungenen Sanierung hervorgehoben: Die Zielmärkte müssen sich erholen. Aber in der momentan herrschenden Krise kann auf dem Markt für Transportschifffahrt von einer Gesundung des Markts nicht die Rede sein. Dennoch wäre es zu kurz gegriffen, jede finanzielle Schieflage eines Schiffsfonds nur und ausschließlich auf die schlechten Marktbedingungen zu schieben.
Sicherlich führt die zweite Schifffahrtskrise dazu, dass eine Reihe von Schiffsfonds im Jahr 2012 (wiederholt) zu Sanierungsfällen wurden bzw. werden. Doch auch die Banken und Anleger tragen ihren Teil dazu bei, dass Sanierungen sich zunehmend schwieriger gestalten und bisweilen auch scheitern. Zwei schwere Krise binnen kurzer Zeit sorgten dafür, dass die Anleger der Schiffsfonds kritischer werden und nicht unbesehen Geld in Sanierungskonzepte pumpen. Es fehlt aufgrund der Nachwirkungen der Krisen der vergangenen Jahre zum einen an flüssigen, freien Mittel und zum anderen vertraut nicht jeder Anleger auf eine zeitnahe Erholung der Märkte.
… und der Banken gegenüber sanierungsbedürftigen Schiffsfonds
Aber auch die Banken drehen finanziell angeschlagenen Schiffsfonds den Geldhahn, aus dem viele Jahre üppig Gelder flossen, zu. Die Banken sind durch das Basel-III-Abkommen gehalten, ihre eigenen Finanzen zu stabilisieren. Daher werden zunehmend strenge Bedingungen an die Vergabe von Sanierungsgeldern geknüpft; beispielsweise müssen Schiffsfonds Sicherheiten stellen, was die Fonds in einer finanziell angespannten Lage vor Schwierigkeiten stellt. Die Fondszeitung zitiert Matthias Brinkmann, den Geschäftsführer des Emissionshauses Maritim Invest mit folgenden Worten: „ Mögliche Insolvenzen stehen nicht mehr in der Macht der Branche, sondern in der Macht der Banken.“
Zwar mag es den Anschein haben, dass die beteiligten Anleger, Fondsgesellschaften und Banken versuchen, sich den „schwarzen Peter“ gegenseitig unterzuschieben, dennoch ist die Krise der Schiffsfonds nicht zu unterschätzen. Das belegen schon die in der Fondszeitung genannten Zahlen: Seit Ende 2008 gerieten mindestens 650 Schiffsfonds in finanzielle Nöte. Rund 60 Insolvenzen, 36 Notverkäufe und 16 Rückabwicklungen führten zu nicht unerheblichen Kapitalverlusten, unter denen besonders die Privatanleger litten, da diesen die Beteiligungen an Schiffsfonds teilweise zur Altersvorsorge empfohlen wurden.
Wie viel Sanierungsbedarf gibt es bei den einzelnen Emissionshäusern?
Die Recherchen des Fondsmagazins ergaben folgendes Bild: In absoluten Zahlen ist HCI Capital der Spitzenreiter, da in den letzten 3 Jahren rund 110 Schiffsfonds restrukturiert werden mussten. Bei gut 2/3 dieser Fälle mussten sich die Anleger finanziell beteiligen. Aber auch bei anderen Emissionshäusern bedurften in den vergangenen 36 Monaten eine Vielzahl von Schiffsfonds der Rettung. Bei Gebab sowie König & Cie. waren es rund 30 Schiffsfonds, bei Nordcapital, MPC, Hansa Treuhand, Oltmann Gruppe und Nordcapital jeweils ca. 20 Schiffsfonds. Bei den Emissionshäusern Dr. Peters und Lloyd Fonds bedurften 16 bzw. 17 Fonds der Rettung.
Unisono beklagen die Emissionshäuser, dass es schwieriger wird, Schiffsfonds zu retten, insbesondere dann, wenn es bereits eine wiederholte Rettung nötig ist. Und die Hoffnung auf Besserung in der näheren Zukunft ist gering, da allseitig davon ausgegangen wird, dass die Krise das gesamte Jahr 2012 anhalten wird. Die zweite Sanierungswelle ist gerade erst angelaufen.