13.06.2016Sonstiges

Bonuszertifikate

Bonuszertifikate gehören zur Gruppe der Zertifikate mit definiertem Rückzahlungsprofil. Das heißt, das befristete Zertifikat nimmt bei Fälligkeit einen von vorab festgelegten Bedingungen abhängigen Wert an.

Die Bedingungen bei Bonuszertifikaten bestimmen, wann ein vorab festgelegter Bonus (Festbetrag) ausgezahlt wird. Das bemisst sich anhand zweier Parameter, der Barriere (Sicherheitslevel) und des Bonuslevels. Das Bonuslevel liegt dabei über dem anfänglichen Niveau des Basiswerts und notiert die Schwelle, bis zu der ein festgelegter Bonus ausgezahlt wird. Die Barriere liegt unterhalb des Startniveaus und markiert die Bonus-Untergrenze.

Es wird also ein Bereich ober- und unterhalb des anfänglichen Niveaus des Basiswerts festgelegt. Solange sich der Kurswert bis zur Fälligkeit nur innerhalb dieses Spektrums bewegt, gelangt der Festbetrag zur Auszahlung.

Szenarien
Nach diesem Grundprinzip sind bei einem Bonuszertifikat drei Ausgänge denkbar: Der Kurs des Basiswerts hat zum Zeitpunkt der Fälligkeit nie das Sicherheitslevel berührt und übersteigt auch das Bonuslevel nicht, der Kurs übersteigt das Bonuslevel oder er hat zumindest einmal das Sicherheitslevel berührt.
Ist das Sicherheitslevel bei Fälligkeit noch intakt und der Basiswert innerhalb des Spektrums, wird der Festbetrag erzielt. Ist der Basiswert über das Bonuslevel hinaus gestiegen, erhält der Anleger den gesamten positiven Kursgewinn. Der Wert des Bonuszertifikats entspricht dann dem Kurs des Basiswerts. Im umgekehrten Fall, in dem der Kurs des Basiswerts die Barriere berührt hat, gelangt ebenfalls der lineare Basiswert zur Auszahlung. Die Bonusfunktion ist dann außer Kraft gesetzt. Sofern der Kurs wieder an Fahrt gewinnt und bei Fälligkeit über das Ausgangsniveau gestiegen ist, können auch auf diese Weise Gewinne erzielt werden.

Den Anreiz von Bonuszertifikaten bildet damit der Spielraum, innerhalb dessen sich der Basiswertkurs bewegen darf, damit Anleger den Festbetrag erzielen. Die Gefahr von Kursrückgängen ist so gemildert, da selbst bei fallenden Kursen eine positive Rendite erzielt werden kann. Dabei bemisst sich die Höhe des Festbetrags anhand des gewählten Sicherheitspuffers – je kleiner der Puffer, desto höher der Festbetrag.

Die Bonusvarianten
Neben der oben dargestellten klassischen Bonusvariante haben sich eine Vielzahl von Abwandlungen etabliert, anhand derer die erzielbaren Einträge optimiert oder Sicherheitsschwellen gesteuert werden können.

Capped-Variante
Die Capped-Variante weicht insofern vom klassischen Bonuszertifikat ab, als bei über dem Bonuslevel hinausgehenden Kurswerten bei Fälligkeit nur der Festbetrag ausgezahlt wird. Die Gewinnmöglichkeit ist also von vornherein auf den Bonus begrenzt. Der Vorteil dieser Variante ist dabei, dass der Sicherheitspuffer deutlich großzügiger bemessen ist und oft ein höherer Festbetrag geboten wird. Das Capped Bonuszertifikat findet sich oft kombiniert mit der Multi-, der Reverse- oder der Rolling-Variante.

Multi-Variante
Bei der Multi-Variante liegt dem Zertifikat nicht ein Basiswert zugrunde, sondern gleich mehrere. Der Anreiz dabei ist, dass die Kursschwellen jeweils deutlich unter- bzw. oberhalb des Basiswerts liegen und damit ein größerer Spielraum geboten wird.

Wenn bei Fälligkeit des Multi Bonuszertifikats beide Basiswerte oberhalb der Bonusschwelle liegen und das Sicherheitslevel nicht berührt wurde, gelangt die Performance des schwächeren Basiswerts zur Auszahlung. Wenn sich die Basiswerte zwar unterschiedlich entwickeln, die Kursschwellen jedoch nicht berührt werden, erhält der Anleger den Festbetrag. Sobald dagegen ein Basiswert die Sicherheitsschwelle berührt, hängt der Auszahlungswert linear von der Entwicklung des schwächeren Basiswerts ab.

Pro-Variante
Bei der Pro-Variante besteht der Unterschied zum klassischen Bonuszertifikat darin, dass eine Unterschreitung des Sicherheitslevels nur dann zu einem Ausschluss des Bonus führt, wenn dies in den letzten drei Monaten vor Fälligkeit geschehen ist. Das Risiko, wegen eines gerissenen Sicherheitslevels nur linear an der Basiswertperformance beteiligt zu werden, ist so reduziert.

Reverse-Variante
Die Reverse-Variante bietet die Möglichkeit, auf fallende Kurse zu spekulieren. Hier liegt die Bonusschwelle nicht über, sondern unterhalb des Basiswerts und das Sicherheitslevel entsprechend darüber.

Korridor-Variante
In Seitwärtsmärkten ermöglicht das Korridor Bonuszertifikat Anlegern, je nach Kursschwankungen in relativ kurzen Zeiträumen hohe Erträge zu erzielen. Wird während der Laufzeit weder die Sicherheits- noch die Bonusschwelle berührt, bleibt es bei der Auszahlung des Festbetrags. Führen Kursschwankungen dagegen dazu, dass die Schwellen berührt werden, kommt es für die Auszahlung darauf an, welche Schwelle zuerst berührt wurde. Ist das die Sicherheitsschwelle, partizipiert der Anleger an der Wertentwicklung des Basiswerts, erhält jedoch maximal den Festbetrag ausgezahlt. Wird die obere Kursschwelle zuerst berührt, entspricht die Rückzahlung der eines Reverse Capped Bonuszertifikats: Liegt der Kurswert bei Fälligkeit unterhalb seines Startniveaus, entfällt der Bonus und der Kursverlust wird eins zu eins in einen entsprechenden Gewinn umgewandelt, bei der maximal der Festbetrag ausgezahlt wird. Liegt der Kurswert bei Fälligkeit über dem Ausgangsniveau, werden die Kursgewinne in entsprechende Verluste umgerechnet.

Rolling-Variante
Die Rolling-Variante funktioniert wie das klassische Bonuszertifikat, nur dass es sich bei Fälligkeit in ein neues Bonuszertifikat zu aktuellen Konditionen wandelt. Durch die Aneinanderreihung von Bonuszertifikaten entfallen dem Anleger die Suche nach neuen Investitionsmöglichkeiten und die Transaktions- und Spreadkosten.

Risiken und Handlungsmöglichkeiten für Anleger
Anleger von Bonuszertifikaten haben teilweise erhebliche Risiken bei der Anlage. Es besteht das Risiko eines Totalverlusts, was z.B. bei Lehman Zertifikaten nahezu eingetreten ist. Anleger müssen genau über die Funktionsweise und die Risiken aufgeklärt werden. Ist dies nicht geschehen, schuldet eine Bank Schadensersatz. Anleger sollten sich bei Verlusten an einen Rechtsanwalt im Anlagerecht wenden und sich beraten lassen.